Dr. Michael Thomas

Lehrstuhl: Sportpädagogik/Sportsoziologie
Abgeschlossene Projekte
Sportgeschichte Sachsen-Anhalts
Laufzeit: 01.01.2024 bis 31.03.2025
Im Mittelpunkt des Projekts stehen Forschungen zur Sportgeschichte der beiden großen Städte Magdeburg und Halle a. d. Saale vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis 1956. Dabei werden längere Entwicklungsabläufe und spezifische Themen urbaner Sportgeschichte rekonstruiert, verglichen und im Kontext allgemeinen Sporthistoriografie interpretiert.
Vorgeschichte und Etablierung der kommunalen Sportverwaltung in Magdeburg (Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1933)
Laufzeit: 14.06.2017 bis 31.03.2020
Die Massenausbreitung von Turnen und Sport korrespondiert mit der Blüte der deutschen Stadtgeschichte zwischen 1870 und 1920, als sich die Bürgergemeinde endgültig zur Einwohnergemeinde erweitert hatte. In dieser Zeit erreichte die kommunale Selbstverwaltung ihre höchste politische Potenz und es kam zur Entfaltung der heutigen städtischen Infrastruktur. Die Stadt entwickelte sich zu einem multifunktionalen Dienstleistungszentrum mit einer öffentlichen Verwaltungstätigkeit, die immer umfassender der Daseinsvorsorge ihrer Einwohner diente. Dabei rückten aus gesundheits- und ordnungspolitischen sowie staatspolitischen Gründen auch Turnen und Sport verstärkt in den Fokus städtischer Verwaltungstätigkeit.
Der moderne Sport "als urbane Verhaltensform" (Nielsen 2002) wurde in Magdeburg nach 1918 ein Bestandteil der städtischen Leistungsverwaltung, als im Herbst 1919 eine gemischte Kommission namens "Städtischer Ausschuss für Leibesübungen" für die kommunale Sportförderung konstituiert wurde. Mit der Erweiterung dieser Kommission zu einem eigenen Verwaltungsamt mit eigenem Etat, dem "Stadtamt für Leibesübungen", entstand bis 1923/25 eine moderne Sportverwaltung in der preußischen Elbmetropole.
Warum war in Magdeburg nach dem Ersten Weltkrieg eine umfassende Sportverwaltung entstanden? Welche Folgen zeitigte hierfür das vierjährige Kriegsgeschehen und die politischen Umwälzungen von 1918/19? Spielten dabei und generell beim Aufkommen des Sports als neue Angebotsform kommunalpolitische Einflüsse eine Rolle? Oder hing dieser Prozess mit der übergroßen Einflussnahme die lokalen und überlokalen Verbände und Interessenvertretungen der Leibesübungen zusammen? Mit welchen kulturellen Bedeutungszuschreibungen von Turnen und Sport war dieser organisationsgeschichtliche Prozess verbunden?
In den vorgelegten Forschungsergebnissen werden die Vorgeschichte und die Ursachen für die Entstehung einer kommunalen Leistungsverwaltung in den Bereichen von Turnen und Sport thematisiert und in den Kontext bereits gewonnener Erkenntnisse über die Geschichte von Stadt und Sport in Deutschland gestellt und bewertet, wobei auch sportpraktische und kulturelle Veränderungen thematisiert werden.
Literatur
Nielsen, S. (2002). Sport und Großstadt 1870 bis 1930. Komparative Studien zur Entstehung bürgerlicher Freizeitkultur. Frankfurt am Main [u. a.]: Lang.
Thomas, M. (2017). Deutsche Turn- und Sportvereine an der "Heimatfront" des Ersten Weltkriegs (1914-1918). In A. Burkhardt & T. Unger (Hrsg.), Der Erste Weltkrieg. Interdisziplinäre Annäherungen (S. 103-124). Hannover: Wehrhahn.
Wettkämpfe, Bewegungsspiele und Leibesübungen vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit (Ende 5. bis Ende 18. jahrhundert) als Handbuchkapitel, in: A. Güllich & M. Krüger (Hrsg.), Grundlagen von Sport und Sportwissenschaft (Handbuch Sport und Sportwissenschaft, Bd. 1). Berlin, Heidelberg: Springer.
Laufzeit: 14.11.2017 bis 03.02.2020
In dem Handbuchkapitel (ca. 80 Ms.) werden Forschungsstand, Quellen und die Entwicklungslinien der Wettkämpfe, Leibesübungen und Bewegungsspiele seit dem Ende der Spätantike bis Ende des 18. Jahrhunderts Thematisiert und zusammenfassend dargestellt.
Das Kapitel befindet sich z. Z. in der redaktionellen Bearbeitung.
Abstract
Bis in das 6./7. Jahrhundert hinein hatte das antike Wettkampfwesen (spectacula) in säkularisierter Form seine Fortsetzung gefunden. Nach seinem Verschwinden entwickelte sich im Hochmittelalter eine neue "Sportkultur", die gekennzeichnet war durch ständische Trennung, regionalen Charakter, hohes Gewaltniveau und männliche Dominanz. Seit dem 14. Jahrhundert und im Übergang zur Renaissance entstanden erste nachantike Sportstätten. Seit dem 15. Jahrhundert begann sich das sportive Bewegungsverhalten bei den adligen und städtischen Eliten zu zivilisieren. Die kraft- und gewaltaffinen Bewegungsspiele und Wettkämpfe des Volkes wurden zwischen 1550 und 1700 unter dem Druck von Konfessionalisierung und moderner Staatsbildung zurückgedrängt. Die sog. ritterlichen Exerzitien konnten wegen ihrer ständischen Exklusivität keine Breitenwirkung entfalten. Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts entstand zuerst in England ein standesübergreifender Sport der gebildeten und reichen Bürger und Adligen, der als Unterhaltungsangebot für alle Schichten der Bevölkerung populär war und Züge von Modernität besaß.
Leibesübung, Spiel und Wettkampf in Magdeburg im Zeitalter der Reformation
Laufzeit: 15.01.2013 bis 17.03.2017
Aus Anlass des Reformationsjubiläums 2017 wurde langfristig ein Buchprojekt in zwei Bänden zur Geschichte der Reformation in der Stadt Magdeburg vorbereitet. Band 1 ist im Jahre 2016 erschienen. Mit der Drucklegung des 2. Bandes im März 2017 wird dieses Projekt abgeschlossen. Im Zusammenhang dieses Geschichtsprojekt wurde zum ersten Mal der Stand und die Entwicklung der "Sportaktivitäten" der Stadtbevölkerung im ausgehenden 15. bis zur Stadtkatastrophe von 1631 erforscht. Insbesondere ging es darum, den Einfluss von Reformation und Konfessionalisierung auf diesen kulturellen Sektor zu rekonstruieren und zu interpretieren.
Studien über den Mitbegründer der deutschen Turnbewegung Friedrich Friesen (1784-1814)
Laufzeit: 12.01.2011 bis 01.07.2015
Aus Anlass des 200jahrigen Jubiläums der deutschen Turnbewegung im Jahre 2011 wird die Biografie des in Magdeburg geborenen Friedrich Friesen, der zu den Mitgründern des Turnens in Berlin zählte, erforscht und unter der Perspektive neuer sportgeschichtlicher Fragestellungen zu den Anfängen des Turnens in Deutschland bewertet. Dabei sollen auch die Anfänge der Erinnenrungskultur in der Elbestadt und die Geschichte der Errichting des Friesendenkmals von 1893 rekonstruiert und ihr politischer Aussagegehalt entschlüsselt werden. Neben der geschichtswissenschaftlichen Bewertung der Person Friedrich Friesen steht die Erstrezeption seiner historischen Bedeutung in seiner Geburtsstadt Magdeburg.
Männer-Turn-Verein von 1848 und der Erste Weltkrieg
Laufzeit: 01.09.2012 bis 30.03.2015
In der Studie wird en detail der Einfluss des Ersten Weltkrieges auf den größten Turnverein der Stadt Magdeburg untersucht. In welcher Art und Weise prägte das große Kriegsereignis das Vereinsleben dieser großen freiwilligen Vereinigung, die als typischer Turnverein nationalpolitische bzw. patriotische Zielstellungen mit Leibesübungen und Sport verbunden hatte? Wie hat sich die Dauerhaftigkeit des Krieges auf das Verhalten der Mitglieder des Turnvereins, insbesondere auf Übung, Training und Wettkampf ausgewirkt? Zu welchen Beeinträchtigungen führte der langhaltende große Krieg? Welchen Beitrag leistete der Verein für die "Heimatfront"? Wie viele männliche Turner des Vereins wurden zu Kriegsteilnehmern? Wie viele wurden an der Front getötet? Wie wirkten sich die Kriegserlebnisse der eingezogenen Vereinsmitglieder nach der Rückkehr auf ihr Vereinsengagement aus?
Der Neuanfang des Sports in Magdeburg nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1949)
Laufzeit: 05.10.2009 bis 01.11.2012
Im Rahmen der Vorbereitung der Ausstellung des Kulturhistorischen Museums Magdeburg "Magdeburg und die Stunde Null. Zusammnbruch und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg" wird dieses Projekt die Neugründung der Sportbewegung in Magdeburg nach 1945 rekonstruieren und erklären. Ziel ist es, die besondere Entwicklung des Sports in der Sowjetischen Besatzungszone am Beispiel der Stadt Magdeburg nachzuzeichnen und die strukturellen Voraussetzungen für den DDR-Sport zu kennzeichnen. Die Forschungsergebisse werden 2011 im Ausstellungskatalog veröffentlicht.